Die Abstimmung über das "Schulexperiment" der Grundstufe im Kanton Zürich stand, wie in der Vergangenheit auch stets, im Zeichen des Kulturkampfes zwischen den Bewahrern und den Neuerern. Zu diesem Schluss kommt man jedenfalls wenn man die Gemeinderesultate etwas genauer anschaut, wie ich das in meiner Analyse zum 25. November gemacht habe. Interessant immerhin, dass die Zustimmung dort, wo die Grundstufe bereits versuchsweise eingeführt wurde, grösser war als anderswo, und zwar ungeachtet, ob es sich dabei um eine ländliche oder urbane, oder auch eine poltisch konservative oder progressive Gemeinde handelte (siehe auch den Artikel im Tages Anzeiger vom 1.12.).

Interessant sind auch die Resultate der Abstimmung zur Wiedereinführung der Formularpflicht im Mietwesen, zumal wenn man sie mit derjenigen zu ihrer Abschaffung vor zehn Jahren vergleicht. Die erneute Mehrheitsfähigkeit ist vor allem der deutlich höheren Zustimmung in den urbanen Gebieten zu verdanken - dort also wo der Druck auf die Mietpreise auf dem freien Markt gegenwärtig besonders stark ist. Die Zuwanderung ist sicher nicht der einzige Grund dafür, aber ein wesentlicher. Auch wenn die Formularpflicht  als Massnahme eher homöopathischer Natur ist (es hilft vielleicht, wenn man daran glaubt), und das Resultat ziemlich knapp, gehört dieser Volksentscheid in eine Reihe von Warnsignalen - Annahme der Kulturlandinitiative, Bezahlbare Wohnungen für Zürich etc. - die etwas ernster genommen werden sollten, als dies gegenwärtig der Fall ist. Sie signalisieren ein Unbehagen mit der gegenwärtigen Entwicklung, das sich auch einmal Luft verschaffen könnte, wenn es nicht mehr nur um Symbolik geht.