Die Zürcher Ständeratswahlen im Rückspiegel
oder: Was taugen ökologische Inferenzverfahren in der n x n Praxis des schweizerischen politanalytischen Alltags? Das ist eine Frage, die mich schon lange interessiert. Denn zünftige Befragungsdaten kommen meist zu spät, sind teuer und entsprechend meist auch nur in homoeopathischen Dosen verfügbar. Aggregatsdatenmaterial hingegen - der schweizerische Wahl- und Abstimmungskalender schüttet ein wahres Füllhorn davon aus, und erst noch ganz gratis! Schön wäre es, wenn sich zumindest gewisse Fragen bezüglich des Wählerverhaltens bereits auf dieser Grundlage klären liessen. Die Zürcher Ständeratswahlen vom vergangenen Oktober sind ein geeigneter Testfall für eine Evaluation, denn dazu gibt es nun seit kurzem auch Befragungsdaten - die selects -, die sich, entsprechend aufbereitet 1:1 mit meiner damaligen Analyse vergleichen lassen. Das Resultat liest sich als statistik.info 04/08 hier.
Wählerstrommodelle als Grundlage für Prognosen und Analysen
Ist eine brauchbare Wahlhochrechnung auch eine zuverlässige Grundlage für eine Analyse? Meine Präsentation zur Methodik und meine Gedanken zu grundsätzlichen Fragen der sogenannten Wählerstromanalyse den Schweizer Statistiktagen in Luzern vom 16.11.2007 findet sich hier . Auch Claude Longchamp war dabei - und hat es sich nicht nehmen lassen, meine Hochrechnungen und Publikationen ausgiebig als Beleg für innovative Entwicklungen in der schweizerischen Politikanalyselandschaft zu zitieren (S.26ff). Der analytische Gebrauch des Wählerwanderungsmodells wird in einem Thesenpapier zuhanden der kantonalzürcherischen SP elaboriert. Es zeigt, dass die Verluste der SP in den Wahlen 2007 vor allem den Grünen zugutekamen - im Frühling wie im Herbst. Die Evaluation eines methodisch analogen Modells für die Zürcher Ständeratswahlen 2007 durch einen Vergleich mit parallel erhobenen Befragungsdaten (SELECTS) zeigt, dass die Methodik zumindest im Grenzfall gleichzeitig stattfindender Wahlgänge zu denselben Resultaten führt.
ist Verena Dieners Sieg in Wirklichkeit Ueli Maurers Niederlage?
Angesichts der regenbogenbreiten Unterstützung, die Verena Diener von den Grünen über die SP bis zur FDP genoss, darf man sich wohl fragen, ob ihre Wahl nicht eher der Verhinderung von Ueli Maurer (und/oder Ulrich Schlüer?) galt. Meine obligate Analyse zum zweiten Wahlgang der Zürcher Ständeratswahlen ist hier publiziert. Der Tages-Anzeiger berichtet - und die NZZ weiss es aufgrund einer einigermassen naiven Milchmädchenrechnung besser.. . Ein vergleichender Performancetest des NZZ-Modells findet sich hier. Die in der Analyse der Flughafenabstimmung erwähnte "Fuhrer- bzw. ZFI-Banane", die sich von Weiach bis nach Turbenthal durch Zürich Nord zieht, findet sich im übrigen in meiner Kantonsratswahlpräsentation.
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