Panaschierstatistik - einmal anders
Wenn man ganz ehrlich sein will: die Panaschierstatistik, so heiss sie jeweils nach den Kantonsratswahlen erwartet wird - birgt für den langjährigen Beobachter meist keine Überraschungen. Die Panaschierkönige sind meist etwa dieselben, und die Präferenzen der Parteiwähler für die Konkurrenz sind im Grunde genommen erstaunlich stabil. Deshalb habe ich in der diesjährigen Aktualisierung (statistik.info 04/2015) zumindest eine grafische Neuerung versucht: Die Darstellung der Panaschiermatrix in einem "Chord-Diagramm", wie sie aktuell, dank einfacher Herstellungsmöglichkeiten z.B. in R, populär sind.
Ganz nett anzuschauen ist das, perfekt als teaser für den Twitter - und es gibt bestimmt einen ersten Überblick. Ob es freilich der traditionellen Darstellung wirklich klar überlegen ist, scheint mir hingegen eher fraglich ...
Wie Zürich im April – so die ganze Schweiz im Oktober
In wenigen Tagen wählen die Zürcherinnen und Zürcher ihr Parlament für die kommenden vier Jahre. Die Resultate dieses Urnengangs werden aber auch in der ganzen übrigen Schweiz mit grosser Spannung erwartet. Dies nicht allein, weil die Machtverhältnisse im bevölkerungsstärksten Kanton der Schweiz an sich interessieren. Sondern auch weil ein Gemeinplatz besagt, dass die Entwicklung der Zürcher Kräfteverhältnisse bereits im April erahnen lässt, welche Parteien in den gesamtschweizerischen Nationalratswahlen gewinnen oder verlieren werden.
Doch was taugt der Kanton Zürich als Barometer der eidgenössischen Grosswetterlage? Eine systematische Evaluation der Zürcher „Prognosen“ der letzten dreissig Jahre zeigt, wie es sich damit verhält.
Taugen Initiativen zur Mobilisierung der eigenen Basis? Die beiden wohl nicht.
Der Märztermin des Grosswahljahrs 2015 brachte der CVP und der glp üble Kunde: ein Doppel-Marignano wie dieses musste zuerst stattfinden, um glaubhaft zu sein. In der Sprache der Statistik: das waren Niederlagen auf einem 2σ Signifikanzniveau, die an Klarheit nichts zu wünschen liessen - vor dem Hintergrund der empirischen Evidenz seit es eidgenössische Volksabstimmungen gibt.
Über die tieferen Gründe kann man spekulieren: Die qualvollen Diskussionen um die Umsetzung der erfolgreichen Zweitwohnungs- und Masseneinwanderungsinitative mögen einen postkoitalen Überdruss des Stimmvolkes gegenüber Initiativen genährt haben, die wirklich Wesentliches zeugen sollten - das wird allerdings erst die Zukunft schlüssig zeigen. Immerhin: die Resultate der Mindestlohn-, Ecopop- und Goldinitiative und nun auch noch der Energiesteuer- und die Familieninitiative zeigen alle in dieselbe Richtung: thumbs down, fast alle haben ihr Fett abgekriegt, rechts-konservative, links-progressive - und nun auch noch die Mitte.
Interessant an den Zürcher Gemeinderesultaten des 8. März, die ich im Detail untersucht habe, ist nun, dass wahrscheinlich weder die Familieninitiative der CVP noch die Energiesteuerinitiative der glp auf nennenswerten Support ihrer eigenen Wählerschaft zählen konnte. Bei der Familieninitiative bestehen (schwache) Zusammenhänge mit den Wähleranteilen der andern Pro-Parteien (SVP; EVP, EDU) - nicht aber mit jenem der CVP:
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