Und wie halten's die Zürcher mit der Transzendenz?
Das ist so etwas wie ein first für mich: Denn die Transzendenz, also was sich definitionsgemäss der Empirie entzieht ist sonst nicht so mein Thema als Sozialwissenschaftler. Aber man kann natürlich die Leute zu ihrem Verhältnis dazu befragen, wie dies in der ESRK, der Erhebung für Sprache, Religio und Kultur des Bundesamts für Statistik geschieht. Diese Quelle liegt meiner Publikation "Religiosität und Spiritualität heute - Eine Analyse der Erhebung zur Sprache, Religion und Kultur 2019 für den Kanton Zürich" zugrunde. Darin habe ich versucht, für einmal nicht den herkömmlichen Ansatz zu wählen, bei dem die Zugehörigkeit zu einer Religionsgemeinschaft im Mittelpunkt steht, und entsprechend auch den Referenzrahmen, das dominierende Kreuzungsmerkmal der Auswertung bilden. Der Ansatz war vielmehr der einer davon unabhängigen Typenbildung, auf der Basis der abgefragten Grundeinstellungen zu Religiosität und Spiritualität, also in etwa der gängigen religionssoziologischen Kategorien des "belonging" und "believing". Auf dieser Grundlage lassen sich vier Idealtypen unterscheiden:
Das Gesellschaftsmonitoring COVID19 @statistik_zh
Die Schweiz befindet sich in einer Ausnahmesituation. Alle starren gebannt auf das Tagesbulletin zur Entwicklung der Fallzahlen der Epidemie. Zu ihrer Bewältigung hat der Bundesrat zumal seit dem 16. März im Rahmen der „ausserordentlichen Lage“ Massnahmen verordnet, die in alle Lebensbereiche engreifen. Auf einer etwas abstrakteren Ebene implizieren diese Eingriffe ein soziales Experiment von einem Ausmass und Umfang, wie es die Schweiz seit dem zweiten Weltkrieg wohl nie gekannt hat. Wir stehen mittendrin, nehmen alle daran teil - und wie es ausgehen wird, wissen wir alle vorderhand noch nicht.
Die Sympathien der Parteiwähler - eine Langfristbetrachtung
Die Besonderheit, oder wenn man so will, das Alleinstellungsmerkmal der Panaschierdaten besteht letztlich darin, dass sie als Nebenprodukt der Resultatermittlung auf den tatsächlichen Wahlentscheidungen beruhen – und nicht auf Auskünften darüber wie Befragungsdaten, die zudem das Phänomen der geteilten Parteiloyalitäten der Wählerindividuen meist nur näherungsweise erfassen können. Weil die Panaschierstatistik zudem seit jeher produziert wird , sind auch Aussagen möglich über die langfristige Entwicklung der relativen ideologischen Positionierung der Parteiwählerschaften im Lichte ihrer Entscheidungen für Kandidaturen aus dem übrigen politischen Spektrum. Meine Analyse der Panaschierstatistik der Zürcher Nationalratswahlen seit 1999 versucht, diese Quelle kritisch zu zu nutzen. In dieser Optik manifestiert sich ein Zürcher Parteiensystem dessen grundsätzliche ideologische Geometrie im Verlauf der letzten zwanzig Jahre eigentlich erstaunlich stabil geblieben ist.
Die wesentliche Entwicklung war die Etablierung der glp als neue starke Partei in der Mitte neben den traditionellen konfessionell geprägten Kleinparteien CVP und EVP. Die grün-liberale Partei vereint – programmatisch bereits in ihrem Namen – in ihrem ideologischen Angebot Elemente von links mit solchen vom gemässigt-rechten Segment bis und mit der FDP. Die Kandidaturen der glp sind damit für die Wählerschaften dieser Parteien attraktiv geworden – und haben so gleichsam Stimmen auf sich gezogen, die früher noch an Kandidaturen des gegenüberliegenden Pols gingen. So zeigt nicht nur der Wahlerfolg der glp, dass hier in einem gewissen Sinne eine Leerstelle vorhanden war, sondern auch das Panaschierverhalten der Wählerschaften des übrigen Parteienspektrums.
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