Auch bei den Stände- und Nationalratswahlen im Kanton Zürich wurde hochgerechnet. Mit Erfolg: Die Hochrechnung der Ständeratswahlen nahm um 12:20 die wesentlichen Merkmale des Schlussresultats vorweg - die knappe Wahl Felix Gutzwillers ebenso wie die Rangfolge der übrigen relevanten Kandidierenden. Bei den Nationalratswahlen wurden die wichtigen Tendenzen bei den Wähleranteilen bereits um 16:00 deutlich, die erste Sitzverteilungshochrechnung von 17:10 musste nur bei einem Sitz - er wechselte von der SVP zu den Grünen - um 21 Uhr korrigiert werden. Nicht ganz so erfolgreich waren die Hochrechner des Fernsehens. Erstens kamen sie eine Stunde später und zweitens waren ihre Sitzhochrechnung auch um 21 Uhr noch daneben. Die Hochrechnung war auch Gegenstand eines Artikels im Tages-Anzeiger tags darauf. Als "wahren Wahlsieger" sehe ich mich selber nicht - und auch nicht wirklich als kantonalen "Beamten". Ob der ironisch-sarkastische Ton des Artikels mit seinen Seitenhieben auf die zahlen- und newsgeilen elektronischen Medien - ist der TA nicht auch längst eins? - wirklich gerechtfertigt ist, lasse ich dahingestellt. Immerhin waren auch manche Printmedien spätnachts froh darüber, Hochrechnungsresultate für die Sitzverteilung der Zürcher Nationalratsdelegation zu haben, die nächstentags nicht dementiert werden mussten. Was mir an Lukas Häuptlis TA-Artikel hingegen sehr gefällt, ist die versteckte, versmässige Allusion an Göthens Faust (II,3:1) im Titel: bewundert viel, und viel gescholten, Helena...
Manchmal ist man sich sicher, in einer Abstimmungsanalyse keine überraschenden Erkenntnisse gewonnen zu haben- immerhin war die NZZ anderer Meinung
Meine erste Einschätzung der Resultate der Zürcher Wahlen zuhanden der politischen Mandatsträger der Credit Suisse, drei Tage nach dem Wahlsonntag als Präsentation. Ein Artikel im Tages-Anzeiger vom 20.4.07 bezieht sich darauf und gibt die wesentlichen Inhalte wieder.
Eine eidgenössische Spezialität im Wahlverfahren erzeugt ein Nebenprodukt des Stimmenzählens: die Panaschierstatistik lüftet eine kleine Ecke des Geheimnisses, das der Wahlakt des einzelnen Bürgers darstellt. Eine Analyse dieses Datenmaterials findet sich hier. Zum ersten Mal erfährt man etwas über die Wählerschaft der neuen Grünliberalen Partei...
Am 15.4.07 wurde in Zürich nicht nur gewählt und Resultate ausgezählt - es wurde zuhanden der neugierigen Politiker und Journalisten, die am liebsten alles schon wissen, bevor es passiert ist, auch hochgerechnet (TA vom 8.3.2007) . Eine Tätigkeit die dem Tages-Anzeiger sogar ein wohlwollendes Porträt wert war. Gottseidank verhinderten die Vorschusslorbeeren nicht, dass das Verfahren funktionierte, wie der Vergleich des Schlussresultates mit den bereits um 14 Uhr publizierten Hochrechnungen zeigt. Dasselbe gilt auch für die Regierungsratwahlen.
Ob die Kantonsratswahlhochrechnung, bzw. das dabei angewendete Verfahren, nicht nur die Wähleranteile, sondern - zumindest in der Tendenz - auch die wesentlichen Verschiebungen richtig prognostiziert (siehe Tages-Anzeiger vom 20.4.2007): Ich bin trotz aller sozialwissenschaftllichen Skepsis und methodischen Vorbehalte (Generationen von Statistikern haben sich mit dem Problem der ecological inference herumgeschlagen, die Literatur dazu ist uferlos) selber neugierig... .
Ob uns die von der SP versprochene Analyse Klärung diesbezüglich verschafft? Mir kommt das angesichts der Tatsache, dass die Verschiebung vom vergangenen Sonntag etwa 2.5 Prozent (d.h. 7.6% von 34% von 100% der Stimmberechtigten) des potentiellen Elektorats betrifft, vor, wie wenn man die sprichwörtliche Nadel im Heuhaufen sucht. Oder statistisch gesprochen: um sie zu finden, muss man ziemlich viel Heu sieben - oder eine sehr grosse Stichprobe ziehen.