Und wie halten's die Zürcher mit der Transzendenz?
Das ist so etwas wie ein first für mich: Denn die Transzendenz, also was sich definitionsgemäss der Empirie entzieht ist sonst nicht so mein Thema als Sozialwissenschaftler. Aber man kann natürlich die Leute zu ihrem Verhältnis dazu befragen, wie dies in der ESRK, der Erhebung für Sprache, Religio und Kultur des Bundesamts für Statistik geschieht. Diese Quelle liegt meiner Publikation "Religiosität und Spiritualität heute - Eine Analyse der Erhebung zur Sprache, Religion und Kultur 2019 für den Kanton Zürich" zugrunde. Darin habe ich versucht, für einmal nicht den herkömmlichen Ansatz zu wählen, bei dem die Zugehörigkeit zu einer Religionsgemeinschaft im Mittelpunkt steht, und entsprechend auch den Referenzrahmen, das dominierende Kreuzungsmerkmal der Auswertung bilden. Der Ansatz war vielmehr der einer davon unabhängigen Typenbildung, auf der Basis der abgefragten Grundeinstellungen zu Religiosität und Spiritualität, also in etwa der gängigen religionssoziologischen Kategorien des "belonging" und "believing". Auf dieser Grundlage lassen sich vier Idealtypen unterscheiden:
Die - gleichfalls selbstdeklarierten - Religionsgemeinschaften haben aus dieser Perspektive folgende Profile:
Zwar gibt es einen Zusammenhang zwischen nomineller Religionszugehörigkeit und der Typologie - aber gerade bei den beiden Traditionskonfessionen ist er nicht sehr ausgeprägt, gerade auch wenn man sie mit den Evangelikalen kontrastiert. Der Anteil der "Engagierten", etwas verkürzt jener, die "mit Leib und Seele" dabei sind, für die die Religion wirklich noch wesentliches Identitätsmerkmal ist, ist vor allem bei den Reformierten, den Angehörigen der ehemaligen zürcherischen Staatskonfession gerade etwa im Bevölkerungsschnitt, ebenso wie auf der anderen Seite der Anteil der agnostischen Säkulären. Bei den Katholiken sind die Gewichte etwas verschoben - und die Muslime verteilen sich in der Evidenz dieser Befragung recht ähnlich auf die vier Typen.